Tag 39: Eukalyptus und Strand – soweit das Auge reicht

600 km an einem Tag. Das ist die längste geplante Strecke, die wir bisher vor uns hatten. Auf dem Weg besuchen wir ein weiteres sehr langes Phänomen: Den ’90 Miles Beach‘.

Der Tag beginnt mit wärmeren Füßen als der Tag zuvor, die zusätzlichen Fleecedecken haben ihren Zweck erfüllt. Die Wombats von gestern Nacht haben ihre Futtertätigkeit beendet und sind verschwunden. Wer aber immer noch am Arbeiten ist, ist der Trockner mit unserer Wäsche. Die wurde nun unfreiwillig etwa 10 Stunden lang erhitzt. Wir ziehen kurzerhand den Stecker dieses schadhaften, übereifrigen Gerätes, um unsere nun etwas strammer sitzenden Klamotten aus der Dauerhitze zu befreien. Unsere Fahrt führt uns zuerst zurück durch den Wilsons Promontory National Park und dann aus demselben heraus.

Es geht nun vor allem nach Nordwesten und hier zuerst an den Gippsland Lakes vorbei. Diese sind jedoch im Vorbeifahren recht schwierig zu erschliessen, und wir sehen vor allem wunderschöne, naturbelassene Zuflüsse.

Als wir an der Seenlandschaft vorbei sind, erreichen wir wieder die Küste und fahren bis nach ‚Lake Entrance‘, in dessem kleinen Hafen schwarze Schwäne schwimmen.

 

Von Lake Entrance im Norden zieht sich der nicht zufällig sogenannte 90-Miles-Beach bis nach Bullock Island im Süden. Als wir am frühen Nachmittag an diesem Strand ankommen, ist er menschenleer. Ein wirklich eindruckvolles Bild, so ein wunderschöner, riesig großer, komplett leerer Sandstrand. Umso mehr für uns als Europäer, die Strände dieser Größe und Schönheit eigentlich nur mit Hotelburgen im Hintergrund und mehr Menschen als Sandkörnern kennen.

Nach einer kurzen Pause geht die Fahrt weiter nordwärts, auf und ab durch herrliche endlose Eukalyptuswälder mit vielen Termitenbauten. Schnell stellt sich nun heraus, dass wir unser angepeiltes Ziel, die Stadt ‚Eden‘, nicht vor Einbruch der Dunkelheit erreichen werden. Wir kommen mit den letzten Sonnenstrahlen t d einer kleinen Ansammlung von Häusern, ‚Cann River‘, und einem Campingplatz an, der von der ortsansässigen Kneipe betreut wird.

Wir checken ein und machen es uns bequem. Am späten Abend tut es einen lauten Schlag gegen unsere Beifahrertür, so dass der Camper leicht wackelt. Das Auto ist abgesperrt, aber wir löschen sofort das Licht und sehen aus allen Fenstern ins Dunkle. Nichts zu sehen. Im Verlauf des Abends tut es einen weiteren Schlag, diesmal auf unserem Dach. Es folgen leise Geräusche von Schritten auf dem Dach. Auch diesmal versuchen wir von Innen heraus etwas zu erkennen. Auch diesmal ohne Ergebnis. Bermerkenswert ist, dass die Eingänge zu den Sanitäranlagen mit grossen Eisengitter-Türen gesichert sind. Wir fragen uns, welches neugierige und grosse Tier die Campingplatzbesitzer von einem Toilettenbesuch abhalten wollen und ob dasselbe auch unseren Camper besprungen hat…

Wir gehen schließlich ins Bett mit dem mulmigen Gefühl, jederzeit von weiteren Schlägen dieses Wesens aufzuwachen, aber gleichzeitig mit der Sicherheit, dass der abgesperrte Camper stabil genug ist und alles draussen hält, was wir nicht reinlassen wollen. Nicolas kriegt von all dem nichts mit und schläft selig in seinem Bett. Das ist auch gut so. Die Fahrt heute war eine der lebendigeren. 

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