Tag 23: All the Way to Reno

An mancher Stelle, Yellowstone zum Beispiel, wäre mehr Planung besser gewesen. Heute aber genießen wir mal, dass wir uns spontan entscheiden können. Am zweiten Tag unserer Langen Fahrt geht es zuerst in die Stadt, die Michael Stipes von R.E.M. so sehr belächelte, dass er ein Lied über sie schrieb, und dann zum „schönsten See der Welt“.

Wieder haben wir in einem Motel übernachtet, das auch Frühstück anbietet. Nach der Erfahrung in Salt Lake City (das Motel mit dem abglaufenen Joghurt und dem Leichensack) sind unsere Erwartungen sehr niedrig. Hier jedoch (Days Inn in Elko, Nevada) können wir uns frischen Kaffee, Gebäck und Cereals aufs Zimmer nehmen und dort frühstücken. Alles gut also.

Auf dem Weg westwärts haben wir keine besonderen Vorkommnisse. Es fällt aber auf, wie viel interessanter die Landschaft Nevadas ist, verglichen mit der Idahos. An der bergigen Steppe Nevadas bleibt das Auge doch länger hängen, als an den zersiedelten Nutzflächen Idahos.

Auf dem Weg beschließen wir, Reno einen Besuch abzustatten. Beschrieben als eine Art kleines Las Vegas, erinnert es mich an ein Interview mit Michael Stipe, in dem dieser so enttäuscht von der Stadt war, dass er das Lied ‚All the Way to Reno‘ schrieb, das 2001 ein Hit wurde.

Tatsächlich ist zwar der Strip von Reno weit weniger beeindruckend als der von seinem großen Bruder in der Wüste (deutlich weniger und von außen weniger spektakuläre Casinos), von innen, haben die zwei größten, jedoch einiges zu bieten. So finden im mit jugendfreien Arcade-Automaten bestückten zweiten Stock des ‚Circus Circus‘ regelmäßig Zirkus-Vorführungen in einer kleinen Manege statt und im ‚Silver Legacy‘ steht unter einem beeindruckend inszenierten Indoor-Himmel eine ausgewachsene Silberminen Förderanlage.

Es ist nun später Nachmittag und wir beginnen zu planen, wo wir übernachten wollen. Die natürliche Wahl fällt auf den nicht weit von Reno liegenden „höchsten, tiefsten, saubersten, kältesten und schönsten See der Welt“ (A Rough Guide to California, 2014): Lake Tahoe. Der große Gebirgs-See ist bis auf eine Stadt im Süden und eine im Norden komplett von Wald umgeben, private Urlaubswohnungen /-häuser und Hotels, die am Rande des Sees liegen, sind also vom See aus unsichtbar. Hier machen millionen Amerikaner Sommer wie Winter Urlaub. Im Sommer baden sie, im Winter fahren sie Ski in den Bergen.

Wir kommen kurz bevor die Sonne untergeht an und beschließen, in einer Lodge zu übernachten, die direkt am See steht. Alles in allem haben wir heute rund 550 km zurückgelegt. Wir freuen uns auf unser Bett und beschließen, morgen Vormittag noch ein wenig am See zu bleiben.

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