Tag 15: Bogen um Bogen um Bogen um Bogen…

 

Der Arches Nationalpark ist berühmt für eine ungewöhnlich große Ansammlung von Sandsteinbögen (ca. 2000). Als Bogen gilt alles, dessen Durchmesser mehr als drei Fuß beträgt. Einige sind aber weit, weit größer…
 

Im Arches Nationalpark stechen zwei Bögen derartig heraus, dass es sich schon alleine wegen diesen lohnt, den Park zu besuchen: ‚Delicate Arch‘ und ‚Landscape Arch‘. Während man den Landscape Arch möglichst früh besuchen soll, ist der Rest des Parks so gelegen, dass vorallem am späten Nachmittag das Licht am schönsten ist.

Das ist eine schöne Abwechslung zu beinahe allen bisherigen Parks, die man unbedingt morgens sehen sollte (z.B. Antilope Canyon), manche sogar möglichst bei Sonnenaufgang (Grand Canyon und Bryce Canyon). Wir lassen es also vergleichsweise ruhig angehen und sind erst etwa ab 10:30 Uhr im Park, um sofort zu Landscape Arch (siehe Bild unten) zu fahren. Unsere ‚America The Beautiful‘ Pass funktioniert hier. Dieser Bogen liegt am anderen Ende des Parks, so dass wir erst zehn Meilen fahren, um dann eine Meile zu laufen, bevor wir ihn bestaunen können:

 

Was mich besonders beeindruckt ist die fragile Eleganz, die diesen Bogen ausmacht. Ich finde, er wirkt dadurch beinahe organisch. 

Der Delicate Arch (siehe erstes Bild oben) beeindruckt dagegen durch seine Größe, seine Spannung in der Form, seine Lage (im Hintergrund sieht man die La Sal Berge an klaren Wintertagen scharf und schneebedckt) und dadurch, dass er so isoliert steht. Er ist sogar das Wahrzeichen Utahs.

Interessanterweise trugen die beiden Bögen ursprünglich den Namen des jeweils anderen (was Angesichts der Form des einen und der Lage des anderen irgendwie sinnvoller war), aber ein Kartenzeichner hat sich vertan und so sind die Namen dann vertauscht geblieben.

Erdzeitgeschichtlich betrachtet sind die Bögen im Park sehr jung. Sie entstehen aus Sandsteinfelsen, die auf einem Fundament aus Meersalz stehen. Das Fundament ist sehr instabil, so dass sich sehr schnell (erdzeitgeschichtlich betrachtet) schmale, parallel stehende Felsfinnen ausbilden. Noch schneller wird darauf der Sandstein mit Wasser durchdrungen, das dann gefriert und Teile des Fels wegsprengt. Auf diese Weise werden Löcher im Fels, die sich vergrößern, zu Fenstern bis schließlich nur noch ein Rahmen stehengelassen. Dies ist dann ein Bogen. Irgendwann wird auch dieser kollabieren.

Über den sehr heißen Mittag machen wir Pause im Visitor Center, wo sich eine aus dem Nichts auftauchende Japanerin unfassbar ins Zeug legt, um Nicolas zum Lachen zu bringen. Sie springt sogar viele Male hinter einer Säule hervor, laut die wohl japanischen Worte für ‚Gugus-Da‘ quietschend. Spätenstens da hat sie zumindest Anja und mich zum Lachen gebracht, während Nicolas nur verwundert schaut. Im Visitor Center sehen wir uns ferner einen Film über den Arches Nationalpark an, stöbern im Gift Shop und informieren uns über das beste Vorgehen für die weitere Besichtigung. 

Wir beschließen letztendlich uns zu trennen, da ich zum ‚Delicate Arch‘ wanderen möchte. Das ist eine Tour, die mit Nicolas nicht machbar wäre, da sie bei etwa 35C keinen Schatten hat und laut Visitor Center hin und zurück 2-3 Stunden dauert.  Nicolas fährt stattdessen mit Anja weitere View Points an und wandert kürzere Strecken in der sogenannten ‚Windows‘ Gegend. Es stellt sich heraus, dass die Zeitangaben der Delicate Arch Tour für Fußkranke und Kleinkinder gemacht sind. Ich bin in 20 Minuten am Bogen, genieße und photographiere eine halbe Stunde und bin 20 Minuten später wieder im Tal. Andere Wanderer, die ich treffe, sind nicht viel langsamer und manche auch schneller.

Anja, Nicolas und ich treffen uns schließlich am Wander-Parkplatz wieder und treten die Heimreise an. Nun ist es früher Abend und wir können einige der Felsformationen im schönen Abendlicht sehen und photographieren.

Nicolas gefällt so ein Tag. Da er ständig zwischen Autositz, Manduka und Kinderwagen wechselt, wird es ihm nie langweilig. Er lächelt und lacht viel, was wiederum wildfremde Menschen, wie z.B. die oben erwähnte Japanerin, zu den verrücktesten Grimassen hinreist, nur um ihn lachen zu sehen.

Ab morgen fahren wir Richtung Norden, um in zwei Tagen über Salt Lake City zum Yellowstone zu kommen. Das werden die zwei bisher längsten Autofahrten. Wir sind gespannt, wie Nicolas und wir das packen werden.

2 Gedanken zu „Tag 15: Bogen um Bogen um Bogen um Bogen…

  1. It’s great to hear about your journey and I’m loving the beautiful photography! Hope you haven’t been affected by the flood. And good luck for the longest car trip yet! I’m sure it will go well.

  2. Bei deinen Erzählungen gelangen viele Erinnerungen an unsere Wohnmobilfahrt durch die Nationalparks an die Oberfläche. Jetzt weiß ich auch wieder, dass du der Tobias bist, der für einen Mann so gefühlvoll schreiben kann.

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